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Quartierslösungen für Elektromobilität: Gemeinsam zur nachhaltigen Ladeinfrastruktur

27.02.2025 | Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf, doch mit ihr wächst auch die Herausforderung, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur bereitzustellen. Besonders in dicht bebauten Stadtquartieren und Mehrfamilienhäusern kann das Laden von Elektrofahrzeugen problematisch sein. Hier kommen sogenannte Quartierslösungen ins Spiel: gemeinschaftliche Ladekonzepte, die eine nachhaltige, effiziente und faire Nutzung ermöglichen.

Quartierslösungen für Elektromobilität: Gemeinsam zur nachhaltigen Ladeinfrastruktur. Bild: naraichal / Adobe Stock
Quartierslösungen für Elektromobilität: Gemeinsam zur nachhaltigen Ladeinfrastruktur. Bild: naraichal / Adobe Stock

Was sind Quartierslösungen für Elektromobilität?

Quartierslösungen für Elektromobilität sind speziell entwickelte Ladeinfrastrukturen, die den Bedürfnissen einer begrenzten Nutzergruppe innerhalb eines Stadtviertels, einer Wohnanlage oder eines Gewerbegebiets gerecht werden. Sie bieten eine Alternative zu individuellen Ladestationen auf privaten Stellplätzen und sind besonders für Bewohner von Mehrfamilienhäusern, Quartiersgemeinschaften oder gemischt genutzten Immobilien von Bedeutung.

Diese Lösungen können öffentlich, halböffentlich oder privat sein und werden in der Regel von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs), Vermietern, Stadtwerken oder Kommunen bereitgestellt. Sie helfen, den steigenden Bedarf an Ladeinfrastruktur effizient zu decken, ohne dass jede einzelne Wohneinheit eine eigene Wallbox installieren muss. Ein wesentliches Merkmal von Quartierslösungen ist ihre gemeinsame Nutzung, wodurch sich Kosten, Platzbedarf und Energieverbrauch optimieren lassen. Dabei gibt es unterschiedliche Konzepte, die sich je nach den Gegebenheiten eines Viertels oder Wohnkomplexes umsetzen lassen.

Gemeinschaftliche Ladepunkte in Tiefgaragen oder Parkhöfen

In urbanen Wohnquartieren sind individuelle Ladelösungen für Elektrofahrzeuge oft nicht praktikabel. Platzmangel, technische Herausforderungen und hohe Kosten machen es schwierig, für jede Wohnung eine eigene Ladestation bereitzustellen. Quartierslösungen setzen daher auf gemeinschaftlich genutzte Ladeinfrastruktur, die effizient, kostengünstig und nachhaltig ist. Vor allem in Mehrfamilienhäusern oder größeren Wohnanlagen kann es schwierig sein, für jede Wohnung eine eigene Wallbox zu installieren.

Eine gemeinschaftliche Lösung ermöglicht es mehreren Parteien, sich Ladestationen zu teilen. Dazu werden zentrale Ladepunkte in der Tiefgarage oder auf einem Parkplatz errichtet, die von den Bewohnern über eine App oder RFID-Karte freigeschaltet werden. Ein intelligentes Lastmanagement verteilt den Strombedarf so, dass das Netz nicht überlastet wird. Die Abrechnung der Ladekosten erfolgt entweder direkt über den Vermieter, einen externen Betreiber oder eine digitale Plattform.
Der größte Vorteil dieser Lösung liegt in der effizienten Nutzung der vorhandenen Stellplätze, ohne dass für jede Wohnung eine eigene Ladeinfrastruktur geschaffen werden muss. Dadurch können auch die Kosten auf mehrere Nutzer verteilt werden, was die finanzielle Belastung für Einzelne reduziert. Zudem lassen sich solche Systeme flexibel anwachsende Bedarfe anpassen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Die Installation erfordert eine Einigung innerhalb der Eigentümergemeinschaft, und Mieter müssen sich darauf verlassen können, dass ausreichend Ladepunkte zur Verfügung stehen.

Ladehubs in Quartieren als Ladestationen für Anwohner ohne eigene Stellplätze

In dicht bebauten Stadtvierteln besitzen viele Bewohner keinen eigenen Stellplatz, was das Laden von Elektrofahrzeugen erschwert. Eine Lösung für dieses Problem sind Ladehubs, also zentral gelegene Ladestationen, die von mehreren Anwohnern genutzt werden können. Diese Ladepunkte befinden sich häufig an gut erreichbaren Standorten wie Supermärkten, Parkhäusern oder anderen Infrastruktureinrichtungen. Die Nutzung ist flexibel, da der Zugang über verschiedene Systeme wie Ladekarten, Apps oder Ad-hoc-Zahlungen per Kreditkarte erfolgt.

Oft bieten Ladehubs auch Schnellladeoptionen, sodass die Standzeiten der Fahrzeuge minimiert werden. Zudem entlasten sie das Wohnumfeld, da keine einzelnen Wallboxen an jedem Gebäude erforderlich sind. Nutzer müssen allerdings eine gewisse Strecke zum Ladehub zurücklegen, was je nach Standort unbequem sein kann. Zudem kann es zu Wartezeiten kommen, wenn die Nachfrage hoch ist. Damit Ladehubs wirklich effektiv sind, müssen sie in die Stadtplanung integriert werden und an strategisch sinnvollen Orten entstehen.

E-Bike-Ladestationen und Fahrradständer mit integrierter Ladefunkton dürfen in Sachen E-Mobilität nicht vergessen werden. Diese Infrastruktur ist besonders wichtig für Gebiete, in denen die Nutzung von E-Bikes wächst. Ladeschränke ermöglichen es Nutzern, ihre E-Bikes effizient zu laden, während sie sicher weggeschlossen werden. Platzsparende Lösungen sind Anlehnbügel oder Ladepoller, an denen die E-Bikes geladen werden können.

Quartiersenergie-Modelle: Kombination aus Ladeinfrastruktur mit eigener Stromerzeugung

Ein besonders nachhaltiger Ansatz für Quartierslösungen ist die Kombination von Ladeinfrastruktur mit lokal erzeugtem Strom. In sogenannten Quartiersenergie-Modellen wird Strom aus erneuerbaren Energien, beispielsweise durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gebäude, direkt für das Laden von Elektrofahrzeugen genutzt. Überschüssige Energie kann in Batteriespeichern zwischengespeichert werden, um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen. Durch ein intelligentes Energiemanagementsystem wird die Nutzung des selbst erzeugten Stroms optimiert, sodass möglichst wenig Netzstrom benötigt wird.

Einige Wohnquartiere setzen zusätzlich auf Mieterstrommodelle, bei denen Bewohner günstig den lokal produzierten grünen Strom beziehen können. Dadurch profitieren nicht nur die Elektroauto-Nutzer, sondern auch Haushalte ohne eigenes Fahrzeug von der nachhaltigen Energieerzeugung. Der große Vorteil solcher Konzepte liegt in der Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz und der Möglichkeit, langfristig Energiekosten zu senken. Zudem werden Netzlasten reduziert, da der lokal produzierte Strom direkt vor Ort genutzt wird.

Allerdings sind Quartiersenergie-Modelle mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden. Die Installation von Solaranlagen, Batteriespeichern und intelligenten Ladesystemen erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination zwischen Eigentümern, Mietern und Energieversorgern. Zudem hängt die Wirtschaftlichkeit solcher Modelle stark von Fördermitteln und lokalen Rahmenbedingungen ab.

Die entscheidenden Vorteile von Quartierslösungen

Quartierslösungen für Elektromobilität bieten viele Vorteile, die wirtschaftliche sowie ökologische Aspekte berücksichtigen. Photovoltaikanlagen auf Dächern können Strom für die Ladeinfrastruktur erzeugen, und überschüssige Energie wird in Batteriespeichern gespeichert. So können Fahrzeuge auch nachts mit selbst produziertem Strom geladen werden. Ein intelligentes Energiemanagement sorgt dafür, dass vorrangig erneuerbare Energien genutzt werden, was die Stromkosten senkt und die Abhängigkeit vom öffentlichen Netz verringert.

Quartierslösungen bieten außerdem eine platzsparende Infrastruktur. In dicht bebauten Städten ist Platz knapp, und unkoordinierte Ladeinfrastrukturen können zu Chaos führen. Eine strukturierte Installation von Ladepunkten und ein Lastmanagementsystem sorgen dafür, dass das Netz nicht überlastet wird. Auch aus ästhetischer Sicht sind Quartierslösungen von Vorteil, da sie sich harmonisch in das Stadtbild einfügen. Die Zukunftssicherheit dieser Lösungen ist ebenfalls gewährleistet, da sie modular erweiterbar sind. Neue Technologien wie bidirektionales Laden (V2G) könnten zudem in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Stromnetze spielen.

Herausforderungen und Lösungsansätze bei Quartierslösungen für Elektromobilität

Die technische Herausforderung liegt in der Anpassung der Strominfrastruktur. In älteren oder dicht besiedelten Gebieten fehlt oft die notwendige Netzkapazität, um mehrere Elektrofahrzeuge gleichzeitig zu laden. Ein intelligentes Lastmanagement kann helfen, die Ladeleistung optimal zu verteilen und Netzüberlastungen zu vermeiden. Bei unzureichender Kapazität kann zudem ein Ausbau des Stromnetzes notwendig werden.

Die Kostenverteilung stellt eine weitere Hürde dar. Eine faire Aufteilung der Investitions- und Betriebskosten zwischen Eigentümern, Mietern und Betreibern ist unerlässlich. Modelle wie Mieterstrom oder Betreiberlösungen bieten Ansätze, um diese Herausforderung zu meistern. Förderprogramme und flexible Abrechnungssysteme können zusätzlich helfen, die Kosten für die Nutzer zu senken.

Rechtliche Aspekte spielen ebenfalls eine große Rolle. Insbesondere bei Eigentümergemeinschaften müssen bauliche Veränderungen und die Zustimmung aller Parteien berücksichtigt werden. Das Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) erleichtert den Einbau von Ladeinfrastruktur und gibt Eigentümern und Mietern das Recht, entsprechende Einrichtungen zu verlangen.

Fördermöglichkeiten für Quartierslösungen: Finanzielle Unterstützung für den Ausbau von Ladeinfrastruktur

Um die hohen Investitionskosten zu senken, stellt der Staat verschiedene Förderprogramme zur Verfügung. Neben der KfW-Förderung gibt es regionale Programme, die speziell auf die Bedürfnisse von Städten, Gemeinden und Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) abgestimmt sind. Eine frühzeitige Planung und umfassende Information sind daher unerlässlich.

Die KfW bietet Förderprogramme wie KfW 442, das den Kauf und die Installation von Ladestationen für private Eigentümergemeinschaften und Vermieter unterstützt. Besonders gefördert wird die Kombination mit Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern. Kommunen und Unternehmen können von den Programmen KfW 439 und 441 profitieren, die den Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur unterstützen. Auch regionale Programme bieten finanzielle Unterstützung, insbesondere bei der Integration von Photovoltaikanlagen.

Neben Zuschüssen gibt es auch steuerliche Vorteile und alternative Finanzierungsmodelle wie Mieterstrom oder Contracting. Diese Modelle ermöglichen es, Ladeinfrastruktur ohne hohe Anfangsinvestitionen bereitzustellen. Um Förderungen erfolgreich zu beantragen, sollten aktuelle Programme geprüft, ein detailliertes Konzept erstellt und rechtzeitig Anträge gestellt werden. Experten oder Beratungsstellen können bei der Antragstellung unterstützen und helfen, die besten Fördermöglichkeiten zu nutzen.

Quelle: dw.sb.

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