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Bauzinsen: Der Hauskauf wird immer teurer

25.10.2022 | Das turbulente Jahr 2022 hat die Immobilienbranche vollkommen auf den Kopf gestellt. Sätze wie „Bauzinsen waren noch nie so günstig wie jetzt“ oder „Baugeld wird aktuell fast verschenkt“ klingen wie Zitate aus einer vollkommen anderen Zeit. Grund dafür ist die rasante Entwicklung, die die Bauzinsen in den letzten 9 Monaten genommen haben. Doch wie stark ist das Ausmaß des Anstiegs eigentlich? Wie teuer sind Baukredite heute und was sollten Interessenten tun, um auch heute noch eine möglichst günstige Immobilienfinanzierung finden zu können?

 

Ein Bild, das orange, Spielzeug enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Bildquelle: @ Christian Lue / Unsplash.com

Verrückte Bauzins-Welt: Anstieg um 143%

Die Zinsen bei der Baufinanzierung steigen weiter auf ein neues Hoch. Mit 3,36 Prozent pro Jahr lagen die Mindest-Sollzinsen aller von der Redaktion des Portals Kreditvergleich.net verglichenen Banken und Vermittler zuletzt 143 Prozent über den 1,38 Prozent pro Jahr vom Jahresbeginn. Wer also heute einen Baukredit aufnehmen möchte, muss dafür fast anderthalbmal so viel bezahlen wie im Januar 2022.

In Zahlen bedeutet das:

 

Baukredit Jahresbeginn

Baukredit jetzt

Kreditsumme

250.000 Euro

250.000 Euro

Gebundener Sollzins

1,38% p.a.

3,36% p.a.

Anfängliche Tilgung

2%

2%

Zinsbindung

10 Jahre

10 Jahre

Monatliche Rate

704,17 Euro

1.116,67 Euro

Restschuld nach 10 Jahren

196.418 Euro

190.672 Euro

Zinskosten nach 10 Jahren

30.918 Euro

74.672 Euro

Kostenunterschied

 

43.754 Euro

Tabelle 1: Beispielrechnung für den Kostenunterschied durch die Zinsentwicklung bei Baukrediten (Stand: Oktober 2022)

Die Restschuld beim teuren Darlehen liegt etwas niedriger. Das ist jedoch hauptsächlich höheren Rate (400 Euro pro Monat mehr) und der Struktur eine Annuitätendarlehens geschuldet. Fakt ist jedoch: Heute liegen die Zinskosten in der Bespielrechnung mehr als doppelt so hoch.

Woher kommen die hohen Bauzinsen?

Die Entwicklung der Bauzinsen ergibt sich aus verschiedenen Faktoren. Die aktuelle weltpolitische Situation rund um den Ukrainekrieg, die Corona-Politik in China sowie die Zinspolitik der EZB spielen dabei eine wichtige Rolle.

Hier die wichtigsten Punkte im Detail:

1. Inflation: Treibstoff für die Zinsen auf Bundesanleihen

Die Corona-Pandemie und auch der Ukrainekrieg sorgen dafür, dass es nach wie vor Probleme bei Lieferketten gibt. Darüber hinaus ist das Angebot an Energie knapp, was die Preise weiter antreibt. Steigende Preise lassen die Attraktivität von Bundesanleihen jedoch schwinden. Die Folge: Anleger verkaufen ihre Papiere, was die Preise fallen lässt. Dementsprechend steigen die Zinsen für Bundesanleihen. Lag die Verzinsung 10jähriger Papiere zu Jahresbeginn noch bei 0,18% pro Jahr, sie zuletzt auf 2,42% pro Jahr angestiegen.

Die Zinsen der Bundesanleihen haben jedoch direkten Einfluss auf die Verzinsung von Pfandbriefen. Diese setzen die Banken wiederum ein, um ihre Baufinanzierungen zu refinanzieren. Vereinfacht gesagt: Banken geben Pfandbriefe aus und zahlen dafür Zinsen an Anleger. Mit dem Geld vergeben sie Baufinanzierungen zu höheren Zinsen. Steigen die Zinsen für Pfandbriefe, erhöhen sich deshalb auch die Zinsen für Baukredite.

2. Zinspolitik der EZB: Gegen die hohen Preise

Seit Juli beginnt die EZB, die Inflation mit höheren Leitzinsen zu bekämpfen. Diese wirken sich indirekt jedoch ebenfalls auf die Renditen von Bundesanleihen aus. Danach greift wieder der gleiche Mechanismus:

Höhere Zinsen für Bundesanleihen = höhere Zinsen für Pfandbriefe = höhere Bauzinsen

Was können potenzielle Kreditnehmer aktuell tun?

Wer heute einen Baukredit aufnehmen möchte, muss also mit deutlich höheren Zinsen rechnen. Auch wenn diese, historisch betrachtet, immer noch niedriger liegen, ergibt sich ein zweites Problem: Die Preise für Immobilien befinden sich immer noch auf einem Rekordhoch.

Es gibt dennoch einige Strategien, die Kosten möglichst niedrig zu halten:

1. Angebote möglichst genau vergleichen

Weil Immobilienkredite oft so hohe Summen mitbringen und eine lange Laufzeit haben, ist ein genauer Zinsvergleich wichtig. Hier sorgen nämlich schon wenige Zehntelprozent für Einsparungen von mehreren Tausend Euro über die Laufzeit hinweg.

2. Unnötige Zusatzleistungen streichen

Ob nun besondere Sondertilgungsoption, bereitstellungsfreie Zeit oder andere Zusatzleistungen – diese sind bei weitem nicht immer nötig. Wer die Optionen also nicht zwingend benötigt, lässt sie streichen und versucht, auf diesem Weg einen niedrigeren Zinssatz auszuhandeln. Alternativ lassen sich einfach gleich besonders günstige Angebote ohne diese Leistungen auswählen.

3. Baukredit als Familie aufnehmen

Wenn beide Ehepartner arbeiten, lohnt es sich, den Immobilienkredit gemeinsam aufzunehmen. Dies verbessert häufig die Bonität und sorgt somit für einen niedrigeren Zinssatz.

Bauzinsen: Es wird rauer auf dem Immobilienmarkt

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Zinsentwicklung definitiv für Komplikationen auf dem Immobilienmarkt sorgt. Die Preise sinken nur sehr moderat, während die Zinsen für Baukredite sehr deutlich gestiegen sind. Wer hier sparen will, muss bei der Finanzierungssuche genau hinschauen und eventuell auch Abstriche beim eigenen Immobilienprojekt machen.

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