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Wie finde ich einen guten Architekten?

Den passenden Architekten für sein Traumhaus zu finden, ist ähnlich schwierig, wie einen Frisör zu entdecken, der optimal mit den eigenen Haaren umgehen kann. Doch im Falle des Bauvorhabens haben Fehlgriffe wesentlich kostspieligere Folgen – und sollten deshalb auf jeden Fall vermieden werden. Dementsprechend viel Zeit sollte in die Suche des richtigen Architekturbüros gesteckt werden. Unerfahrene Bauherren fühlen sich hier oft hilflos. Dabei gibt es viele Anlaufstellen und Kriterien, welche die Suche erheblich erleichtern können.
Wie finde ich einen guten Architekten? Foto: pixabay.com © jarmoluk (CC0 Public Domain)
Wie finde ich einen guten Architekten? Foto: pixabay.com © jarmoluk (CC0 Public Domain)


Beim Neubau eines Hauses trägt ein Architekt den Großteil der Verantwortung. Er plant nicht nur das Gebäude, sondern vergibt im Regelfall auch die Aufträge an die ausführenden Firmen und überwacht den Baufortschritt als Bauleiter. Entsprechend sorgfältig sollte der Architekt für das eigene Bauvorhaben ausgewählt werden. Denn Planungs- und Beratungsfehler von Architektenseite können den Bauherren im wahrsten Sinne des Wortes Kopf und Kragen kosten: Budget- und Terminüberschreitungen können im Falle eines Neubaus Kosten in fünfstelliger Höhe entstehen lassen. Es gilt also, viel Planung und Zeit in die Suche des geeigneten Architekturbüros zu investieren.

Vor der Suche: eigene Prioritäten klären
Der erste Schritt, den zukünftige Bauherren nach dem Kauf oder der Pacht eines Grundstücks unternehmen sollten, ist eine genaue Überlegung, welche die Prioritäten für das eigene Haus sind. Neben Fakten wie der Größe und der Bewohnerzahl des Hauses sollten dabei auch grundsätzliche Fragen geklärt werden: Sollte beim Bau um jeden Preis gespart werden, oder sind die Bauherren bereit, Geld in die Schönheit ihres Hauses zu investieren? Ist Energieeffizienz ein so wichtiges Thema, dass ein Passivhaus in Frage käme? Je besser die Bauherren über ihre eigenen Wünsche und Möglichkeiten Bescheid wissen, desto gezielter können sie die Suche gestalten.

Erster Schritt: Mundpropaganda
Eines haben Frisör und Architekturbüro dann doch gemeinsam: Sie sollten beide in der Nähe sein. Ein Architekt sollte keinen langen Anfahrtsweg haben und sich mit ansässigen Baufirmen auskennen. Von daher lohnt sich als erstes ein ausgiebiger Spaziergang durch die Nachbarschaft: Ist hier ein Architekturbüro ansässig? Welcher Neubau sieht so hübsch aus, dass man eventuell klingeln und nach dem zuständigen Architekten fragen könnte? Haben Nachbarn oder Verkäufer der lokalen Läden Tipps und Ideen? Solche Mundpropaganda lohnt sich, weil sie oft kleine Architekturbüros zum Vorschein bringt, die bei einer Internetrecherche übersehen werden können.

Zweiter Schritt: Internetrecherche
Parallel dazu bietet das Internet gute Anlaufstellen. Die Architektenkammer bietet eine regionale Suchfunktion an, die alle Architekturbüros im Umkreis listet. Die Daumenregel ist: maximal 50 Kilometer Entfernung zwischen Baustelle und Architekt. Die so recherchierten Webseiten der Architekturbüros bieten erste Orientierungspunkte, ob der Architekt entsprechende Erfahrungen in den gewünschten Bereichen hat. Ein guter Internetauftritt garantiert jedoch nicht die Seriosität des Unternehmens – die sollte unbedingt im persönlichen Kontakt geprüft werden.

Dritter Schritt: Kontaktaufnahme und Erstgespräch
Die Architekturbüros, die in die Vorauswahl gekommen sind, sollten in einem zweiten Schritt per E-Mail angeschrieben werden. Bauherren können hier ihre Wünsche und ihr Bauvorhaben schildern, um ein Erstgespräch bitten und auch gleich nach Referenzobjekten in ihrer Nähe fragen. Das Erstgespräch sollte in jedem Fall kostenlos sein. Hier können die Architekten nochmal ausführlich ihr Portfolio zeigen und zu den Wünschen der Bauherren Stellung beziehen. Bauherren sollten hier unbedingt darauf achten, wie kommunikativ ihr Gegenüber ist. Das Jobportal StepStone schreibt auf seinen Informationsseiten zu den Stellenanzeigen für Architekten und Gestalter, dass diese unbedingt kommunikationsfähig sein müssen: Als Bauleiter werden sie Fäden in der Hand halten und Konflikte zwischen den Parteien schlichten müssen. Auf Kommunikationsfähigkeit sollten Bauherren also genauso achten wie auf Kompetenz in der Planung und Schönheit des Portfolios. Außerdem kann bei diesem Gespräch ruhig auch dem Bauchgefühl Mitspracherecht eingeräumt werden.

Vierter Schritt: Entscheidung
Nach den Erstgesprächen ist oft eine engere Auswahl von Architekten getroffen. Deren Referenzobjekten können dann in einem zweiten Schritt auch nochmal besichtigt werden. Oft lohnt es sich, zu klingeln und die Bewohner der Häuser nach ihren Erfahrungen mit den Architekten zu fragen – so lassen sich Fehler am allerbesten vermeiden. Denn Planungsfehler oder mangelnde Kundenorientierung lassen sich am besten von ehemaligen Kunden erfragen.

Fünfter Schritt: den Entwurf in Auftrag geben
Ist die Auswahl getroffen, können vorsichtige Bauherren auch erst einmal nur die ersten drei Leistungsphasen in Auftrag geben. Diese lassen sich grob als erster Entwurf beschreiben und beinhalten die Grundlagenermittlung, die Vorplanung und die Entwurfsplanung. Etwaige Probleme lassen sich hier oft schon erkennen und Fehler bei der Auswahl so schnell rückgängig machen. Fühlen sich die Bauherren wohl und gut beraten, steht der Realisierung des Bauvorhabens dann nichts mehr im Wege.

Grundsätzlich gilt bei aller Vorsicht jedoch noch zu beachten: Über die mangelnde Kompetenz von Architekten gibt es viele Geschichten, ein vehementes Misstrauen ist jedoch fehl am Platz. Probleme gibt es beim Bau eines Hauses immer. Ein guter Architekt kann sie nicht vermeiden, sondern nur rechtzeitig erkennen. Bauherren sollten sich bewusst sein, dass sie Laien sind und eventuell Fehler sehen, wo keine sind. Sollten sie jedoch berechtigten Grund zur Unzufriedenheit haben, sind etwaige Mängel auf jeden Fall schriftlich oder durch Zeugen festzuhalten. Nur so können Planungsfehler später wirklich bewiesen und die Folgen finanziell gering gehalten werden.
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